Lauftagebuch

#rwjanuarstreak – 31 Tage laufen ohne Unterbrechung

Ich laufe gerne, einfach deshalb, weil ich Freude an dieser Art der Bewegung habe und das Gefühl, den ein Lauf bei mir hinterlässt, liebe. Ich bin Läufer, weil ich die Monotonie des Laufens nicht als störend, sondern als beruhigend empfinde, weil ich es großartig finde, frühmorgens oder abends in der Natur zu sein, meinen Körper zu spüren und nichts zu tun, außer einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es gibt unzählige Gründe das Laufen zu mögen.

Und genauso viele Gründe, einfach auf der Couch sitzenzubleiben. Würde ich das nicht zugeben, würde ich mich selbst belügen. Wie oft muss ich mich dazu überreden, mich aufraffen, doch noch die Schuhe anzuziehen und rauszugehen. Es wäre so einfach, sitzen zu bleiben. In solchen Momenten hilft mir, ein klares Ziel zu haben, das ich verfolge und einen Plan, der mich an dieses Ziel führen soll.

Winterlauf bei Ramlingen
Das Laufen im Winter kann wunderschön sein

Ich laufe auch deshalb gerne, weil ich mich gerne austeste, an meine Grenze gehe. Das klingt wie ein Eintrag in ein Poesie-Album oder ein Klischee. Aber ich mag es wirklich, die Erschöpfung, die sich nach einem harten Lauf einstellt, ist von einer ganz eigenen, angenehmen Art. Diesen Zustand erreiche ich nur mit körperlicher Betätigung. Ich mag es auch, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten zu verbessern über eine bestimmte Distanz. Für mich war das immer Teil des Sportes: Das aus seiner eigenen Leistungsfähigkeit herauszuholen, was ging. Sich zu verbessern, war daher ein logisches Ziel, das mich antrieb und gleichzeitig Spaßfaktor. Sich steigern zu wollen, war motivierend und ein Trainingsplan eine Vorgabe, von der ich nicht ohne guten Grund abwich. Mancher mag das entspannter sehen, weil er Laufen „nur“ als Ausgleich betreibt, als etwas ohne jeglichen Wettkampf- oder Leistungsgedanken.

Mir persönlich fehlen die Wettkämpfe. Nicht nur wegen des Wettkampfes, sondern wegen allem, was damit verbunden ist. Den Begegnungen, der Spannung, den Reisen, der Atmosphäre im und rund ums Rennen. Damit fehlt mir seit einem Jahr auch der Teil der Motivation, den ich aus diesem Aspekt des Laufens zog, aus Wettkämpfen und dem klaren Ziel, sich auf einen solchen vorzubereiten. Es war der Teil der Motivation, der an manchem Tag dafür gesorgt hat, dass ich meinen Hintern doch noch vom Sofa nach draußen beförderte. Alternativen mussten her. Und da traf es sich ganz hervorragend, dass die Runner’s World seit ein paar Jahren dazu aufruft, jeden einzelnen Tag im Januar eines Jahres zu laufen, minimum 1,6 km bzw. eine Meile.

Eingefrorener Bart
Beim letzten Lauf im Januar wurde es richtig kalt

Bisher hatte ich mich aus verschiedenen Gründen dafür nicht erwärmen können, aber mangels Angebot war mir die Herausforderung – Challenge heißt das ja so furchtbar Neu-Deutsch – in diesem Jahr nur allzu willkommen. Was würde es schaden, zu den sowieso geplanten Läufen noch ein paar zusätzliche, kurze Läufe zu einzulegen? Das schien mir machbar und bot sich nicht zuletzt als hervorragende Gelegenheit, wieder vermehrt mit den Kindern zu laufen. Lediglich die Dauerbelastung machte mir ein wenig Sorgen. Unbegründet, wie sich später herausstellen sollte.

Die Belastung machte mir keine Probleme und je länger der Streak anhielt, desto mehr gewöhnte ich mich an den Gedanken, täglich zu laufen. Es gab die berühmten Tage, an denen ich normalerweise einfach zuhause geblieben wäre. Draußen Mistwetter, müde, faul, um keine Ausrede verlegen. Was mich dann doch noch nach draußen bewegte, war die „Verpflichtung“, die ich mit mir selbst eingegangen war. Für gewöhnlich laufe ich nicht weniger als 10 – 15 km, was an manch bocklosem Tag eine große Hürde darstellt. 1,6 km zu laufen andererseits war immer drin. Ich wusste schon vorher, dass es nur ein kurzer Lauf werden würde, kein eineinhalbstündiger Ausritt. Das machte das Aufraffen einfacher. Und hatte ich erst die Schuhe an, war das schon die halbe Miete. Einmal unterwegs konnte ich meine Unlust schnell nicht mehr verstehen. Der erste Schritt bleibt einfach der schwerste.

Mein Läufe im Januar 2021
Der Januar 2021 in Zahlen

Für mich stellte der Streak insofern eine gute Erfahrung dar, dass er mich auch an Tagen motivierte, an denen ich nicht gelaufen wäre und mir dadurch gezeigt wurde, dass es auch mal ein kurzer Lauf sein kann, anstatt einen kompletten Lauftag zu streichen oder einen Lauf auf einen anderen Tag zu verschieben. Das ist etwas, das ich mir für die Zukunft bewahren werde. Und sonst? Täglich laufen werde ich nicht weiter, ich mag meine Ruhetage und stehe auch dazu, an diesen einfach mal zu faulenzen. Eine Wiederholung für einen begrenzten Zeitraum kann ich mir aber vorstellen. Und als schöner Nebeneffekt trieb die tägliche Lauferei den Umfang gelaufener Kilometer im Januar auf 415. So viel war ich bisher nur ein einziges Mal gelaufen, direkt vor meiner PB im Marathon.

4 Comments on “#rwjanuarstreak – 31 Tage laufen ohne Unterbrechung

    1. 400 km mache ich sonst auch nur, wenn ich in der direkten Vorbereitung bin. Eine Verbesserung kann objektiv eigentlich nicht bescheinigen, zumal ich momentan eher unstrukturiert laufe. Es macht mir auf jeden Fall Spaß und der war mir letztes Jahr etwas abhanden gekommen.

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