Lauftagebuch

Ein Jahr, drei Bestzeiten und das Ziel Sub40

2018 bin ich so viele Kilometer gelaufen wie noch nie in meinem Leben. Was einerseits daran liegt, dass ich von Verletzungen und langwierigen Krankheiten verschont geblieben bin, andererseits daran, dass ich mir hohe Ziele gesteckt hatte. 2.700 km sind es bisher und wohl an die 3.000 km am Jahresende. Knapp 60 km jede Woche bei Wind und Wetter. Und doch habe ich mein selbst gestecktes Ziel vom Marathon unter 3:15 Std. nicht erreicht. Gleich zweimal habe ich es verpasst. Zuerst im Frühjahr in Hamburg, dann erst vor kurzem in Dresden.

Gelohnt hat sich der Aufwand aber doch. Denn wenn ich auch die angestrebte Zeit verfehlt habe, habe ich meine persönliche Bestzeit, die Läufern so heilige PB, auf der Marathondistanz bei beiden Läufen verbessert. Von 3:27:25 kommend habe ich die Zeit jeweils rund drei Minuten verbessert und stehe jetzt bei 3:21:10 Std.. Insgesamt bleiben somit noch weitere sechs Minuten von ursprünglich gut 12 Minuten, die ich mich verbessern wollte. Halbzeit also. Dann nähere ich mich dem Ziel eben in kleinen Schritten.

In beiden Läufen musste ich für mich erkennen, dass meine Grundlagenausdauer noch nicht so gut ist, wie sie sein sollte. Nach wie vor geht mir ab Kilometer 30 regelmäßig die Puste aus und macht das letzte Drittel zu einer wahren Tortur. Vielleicht bringt die im kommenden Jahr geplante Leistungsdiagnostik Erkenntnisse, wie ich mein Training effektiver gestalten kann und liefert mir Pulsvorgaben für die einzelnen Trainingsbereiche, die ich auch einhalten kann.

Besonders stolz bin ich auf zwei Leistungen, die ich erbracht habe: An allererster Stelle steht für mich meine neue Bestzeit im Halbmarathon, die ich in Hannover gelaufen bin. 1:26:19 Std.! Ich habe nie ernsthaft daran geglaubt, jemals so schnell laufen zu können. Noch vor zwei Jahren war ich überglücklich und den Tränen nahe, als ich an gleicher Stelle erstmals knapp unter 1:30 Std. geblieben war. Ich meinte, meine persönliche Leistungsgrenze damit bereits erreicht zu haben. Mit der Zeit, die ich jetzt erreicht habe, habe ich das Optimum aus meinen derzeitigen Möglichkeiten herausgeholt. Da bin ich mir sicher. Gleichzeitig motiviert sie mich, noch mehr zu wollen. 1:25 Std. scheint nicht mehr so weit entfernt, als dass es unrealistisch wäre.

Die zweite Leistung, die ich mit einigem Stolz betrachte, ist der Marathon in Dresden. Und noch genauer, der Abschnitt zwischen Kilometer 30 und 37 km. Für mich ist die Begegnung mit dem Mann mit dem Hammer inzwischen zum Marathon-Alltag geworden. Bei allen sechs Marathons, die ich in meinem Leben gelaufen bin, hat es mich bisher erwischt.  Früher oder später widerfuhr mir ein so herber Einbruch, dass sich die normale Qual, die es bedeutet 30 km in relativ zügigem Tempo zu laufen, zu einer so schmerzhaften Tortur entwickelte, dass jeder weitere Meter reine Selbstüberwindung bedeutete.

So erwischte es mich auch in Dresden. In ganz kurzer Zeit ging es zwischen Kilometer 25 und 30 bergab. Bei 30 km war ich so weit, dass ich ernsthaft stehenbleiben wollte, bereits die Hand auf der Uhr hatte, um sie anzuhalten. Ich überwand den Impuls und lief bis zur nächsten Verpflegungsstelle, hielt dort kurz inne, schaffte es dann aber einen neuen Rhythmus zu finden, mich in eine Art Trance zu laufen. Kilometer für Kilometer. Das hatte ich noch nie geschafft. Die Erschöpfung so weit zurückzudrängen, den Drang stehenzubleiben zu ignorieren. Es heißt, den Marathon läuft man mit dem Kopf, die Beine reichen nur bis Kilometer 30. Dieses Mal habe ich erstmals richtig begriffen, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt. Für sieben Kilometer habe ich es geschafft, mich nur durch Willenskraft weiterzuschleppen. Und wäre ich bei der Verpflegungstelle bei Kilometer 37 nicht stehengeblieben, vielleicht wäre ich in Trance bis ins Ziel gekommen.

Zwei Distanzen, zwei Bestzeiten. So weit, so gut. Genau genommen sind es sogar drei Bestzeiten. Im Rahmen des Halbmarathons in Hannover wurde meine offizielle Durchgangszeit für 10 Kilometer mit 40:08 Min. angegeben. Das sind sieben Sekunden weniger als bei meiner Bestzeit, die schon ein paar Jahre alt ist. Leider aber immer noch über 40 Minuten. So wie die 1:30 Std. für den Marathon immer mein erklärtes Ziel war, ist die 40-Minuten-Grenze auf 10 Kilometern die Zeit, die ich mir zu unterbieten vorgenommen habe. Einen Versuch dazu werde ich noch starten, bevor das Jahr ausklingt. Am 9. Dezember beim Nikolaus-Lauf in Mühlenberg. Und dieses eine Mal bereite ich mich gezielt darauf vor. Zum ersten Mal.

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