Wettkampfberichte

Der Silvesterlauf Hannover und ein Rückblick auf das Laufjahr 2019

Besser als mit der Teilnahme am Silvesterlauf um den Maschsee in Hannover hätte das Sportjahr 2019 für mich nicht enden können. Es war der passende Ausklang des Sportjahres und ist Anlass genug für einen sportlichen Jahresrückblick 2019.

Obwohl der Silvesterlauf am Maschsee bereits seit Jahren eine der beliebtesten Laufveranstaltungen in und um Hannover ist, ist es für mich und meine fünf Jesche-Runners die erste Teilnahme an der traditionellen Runde um den Haussee der Hannoveraner. Nach nur fünf Wettläufen im Vorjahr, ist der heutige schon der 12. Wettkampf 2019. Wenn das so weitergeht, werde ich noch zum Vielstarter.

Ein kurzer Blick zurück

Unter den zahlreichen Starts, war für mich persönlich sicherlich der 20. Gutenberg Marathon in Mainz der bedeutsamste, weil ich – kleiner Einbruch hin oder her – endlich meinem Trauma begegnen konnte, das ich seit dem ersten Marathon 2007 mit mir herumschleppe. Es war für mich der erste Marathon, den ich von Kilometer 0,0 bis 42,195 durchlief. Besonders freuen konnte ich mich zudem über meinen ersten Alterklassensieg überhaupt, als ich im Frühjahr beim Dammer Eldelauf über fünf Kilometer meine persönliche Bestzeit einstellte und auf dem zweiten Gesamtplatz landete. Eine neue Bestzeit gab es auch beim Celler Wasalauf über die 10 km, auch wenn mir am Ende zwei Sekunden zu meinem Ziel von einer Zeit unter 40 Minuten fehlten. Womit wir auch schon bei meinen sportlichen Tiefs sind: Nicht ganz nach Plan lief der Köln Marathon im Herbst, der eigentlich eine Verbesserung meiner Bestzeit mit sich bringen sollte, aber in einem der härtesten Rennen endete, das ich je hinter mich bringen musste.

Zurück am Start

Seitdem sind nun aber auch schon wieder zweieinhalb Monate vergangen und ich befinde mich bereits in der Vorbereitung auf den Hannover Marathon 2020, für den ich seit Mitte des Jahres als Botschafter tätig bin. Ambitionen hege ich heute keine. Ich starte nicht nur aus der Marathonvorbereitung heraus und habe mich nicht speziell auf diesen eher als Spaßlauf einzustufenden Wettkampf vorbereitet. Es sind die Achillessehnenprobleme, an denen ich seit zwei Wochen laboriere, die mich skeptisch sein lassen. Jegliche Tempoeinheit habe ich gemieden und weiß nicht, wie meine Sehne auf das Rennen reagieren wird. Trotz der täglichen exzentrischen Dehnübungen sind die Irritationen bis heute nicht verschwunden.

Sechs Paar Schuhe
Sechs Jesche Runners, sechs Paar Schuhe

Erste Bewährungsprobe ist der Kinderlauf über einen Kilometer, bei dem ich Kind Nr. 3 begleite. Argwöhnisch beobachte ich das Gefühl in meiner Sehne, während sich der Filius bravourös abmüht. Schmerzen habe ich nicht, es ist eher ein unbestimmtes und unangenehmes Druckgefühl. So weit, so gut. Dem Start steht also nichts im Wege und sollte die Sehne doch aufmucken, könnte ich jederzeit aussteigen.

Nachdem die Kinder fertig sind, beginnt auch für uns Erwachsene der Ernst. Im Startblock herrscht schon reger Betrieb als ich mich endlich von meiner Frau trenne und durch die Läuferschar schlängele. Ich möchte aus einer der vorderen Startposition starten, weil voraussichtlich ein gewisses Gedränge auf den engen Wegen um den Maschsee herrschen wird. Mit der Startlinie im Blick lausche ich dem Moderator, der aktuell die lokale Laufgröße Haftom Weldaj vorstellt. Er ist Titelverteidiger und Favorit auf einen erneuten Sieg. Gleichzeitig hält er mit gut 17 Minuten den Rekord für die schnellste 5,8-km-Runde. Das sind Welten, die zwischen mir und ihm liegen. Wenn es gut läuft, rechne ich mir aus, ist eine Zeit zwischen 23 und 24 Minuten drin. Aber wie immer wird erst das Rennen zeigen, was wirklich geht. Oder eben nicht.

Der Startschuss fällt

Wir zählen von zehn rückwärts, dann ertönt das Startsignal. Aus Nachhaltigskeitsgründen ist es dieses Jahr kein Feuerwerk, das uns Läufer und Läuferinnen auf den Rundkurs scheucht. Der Startbereich befindet sich auf der Nordseite und wir laufen gegen den Uhrzeigersinn zunächst zur Ostseite des Sees. Bis dahin sind es nur 300 Meter, die ich aber benötige, um aus dem gröbsten Gedränge heraus zu kommen. Jetzt lässt es sich frei laufen und ich kann mein Tempo finden. Das ist gar nicht so einfach, aber ich habe mir vorgenommen, nicht schon wieder viel zu schnell loszupreschen. Noch immer passiert mir das viel zu oft.

Schön wäre, wenn ich alle Kilometer unter vier Minuten bliebe. Dafür muss ich aber verhindern, dass ich nach hinten raus zu sehr abbaue. Rechts ziehen das Stadion und das Stadionbad vorbei, dann passieren wir den Abzweig zum Schnellen Graben. Das erste Kilometerschild erscheint ungefähr auf Höhe des Ruderclubs: 3:48 min/km. Für mich ist das ziemlich schnell. Um mich herum sind immer noch erstaunlich viele Läufer, die in einem ähnlichen Tempo unterwegs sind. Das ist anders als bei den kleinen Volksläufen. Da gibt es nicht Viele, die dieses Tempo laufen.

Am Strandbad ist die Hälfte geschafft

Zur linken den Maschsee, zur rechten die Leine geht es bei herrlichem Wetter auf den zweiten Kilometer. Viele Verschiebungen gibt es nicht mehr, das Feld hat sich sortiert. Meine Pace bleibt konstant: 3:49 min/km. Nach etwa 2,5 Kilometern kommen wir an der Maschseequelle vorbei, dann sind wir auf der Südseite des Sees angelangt. Das Tempo läuft sich nicht mehr ganz so leicht, aber immerhin habe ich schon fast die Hälfte im Sack. Ich will nicht zu sehr darüber nachdenken, wie weit es noch ist und versuche stattdessen meine Gedanken im Hier und Jetzt zu halten.

Kurz vor dem Strandbad steht das Schild für Kilometer drei. Hallo Uhr!?! Sie gibt noch lange kein Signal, erst als ich schon ein ordentliches Stück weiter bin, signalisiert die Vibration an meinem Handgelenk den nächsten vollen Kilometer. Weil Uhr und Beschilderung sich nicht einig sind, bin ich unsicher, ob ich wirklich langsamer werde. Die Uhr gibt eine Kilometerzeit von etwas unter vier Minuten an. Wenn das Schild an der richtigen Stelle stand, dürfte ich aber etwas schneller sein. So oder so bin ich im Plan.

Eine lange, lange Zielgerade

Nur noch wenige hundert Meter - da kann man schon mal lächeln.
© Michael Lorenz @gurn.com
Nur noch wenige hundert Meter – da kann man schon mal lächeln.
© Michael Lorenz @ gurn.com

Spätestens im Ziel wird sich zeigen, woran ich bin. Vorerst konzentriere ich mich wieder aufs Laufen und nehme die mehr als zwei Kilometer lange Zielgerade in Angriff, wenn man so will. Von der Südseite führt der Weg fast schnurgerade zum Nordufer. Das zieht sich und der Wind, der hier pfeift, kostet zusätzlich Körner. Ich laufe wegen des besseren Abdrucks auf dem asphaltierten Radweg, statt auf dem etwas matschigen Fußweg. Bei Kilometer vier das gleiche Spiel wie zuvor. Zuerst laufe ich am Schild vorbei, dann piept und vibriert es mit ziemlicher Verspätung.

Ende. Ziel. Laufjahr vorbei.
© Julius Bracke @ gurn.com
Ende. Ziel. Laufjahr vorbei.
© Julius Bracke @ gurn.com

Inzwischen ist es eine Verzögerung von zweihundert Metern und die Uhr misst eine 4:05 min/km. Ich nehme mir vor, beim nächsten Kilometerschild die Runde manuell zu stoppen, um wieder im Einklang mit den offiziellen Kilometerangaben zu sein. Gesagt, getan: 18:45 min/km. Irgendwas stimmt hier nicht. Wenn doch, habe ich gerade meine 5-km-Bestleistung um 44 Sekunden verbessert. So oder so sind es jetzt nur noch 800 Meter bis zum Ziel. Und die werden lang! Weil man das Ziel schon sehen kann, wähnt man sich schon fast in selbigem, aber es kommt doch nur allzu langsam näher.

Stück um Stück rücke ich näher, während das Brennen in den Beinen stärker wird. Ich freue mich schon darauf, dass das gleich ein Ende hat, angenehm ist das nun wirklich nicht! Dann ist es geschafft: Nach 22:33 min überquere ich die Ziellinie und bin hochzufrieden und vor allem glücklich, dass meine Sehne keine ernsthaften Probleme bereitet hat.

Meine Kinder haben schon auf mich gewartet und gemeinsam harren wir aus, bis auch meine Frau ins Ziel gelaufen kommt. Der sportliche Jahresabschluss ist geglückt und die große Party kann steigen.

Mein Laufjahr im Vergleich

Mein Laufjahr in Zahlen

Den letzten Blick zurück auf 2019 möchte ich auf einen Aspekt werfen, der mich als ehrgeizigen Läufer entlarvt: Wie gut waren meine Leistungen eigentlich im Vergleich zu anderen? Die Runner’s World hat hierfür einen interessanten Ansatz entwickelt, bei dem die eigenen Leistungen ins Verhältnis zu den Ergebnissen von Weltklasseläufern gesetzt werden. Bei der Berechnung kommt eine Zahl zwischen 1 und 2 heraus. Je näher der Wert an der 1 ist, desto besser ist die Leistung einzuschätzen.

Für meine in 2019 gelaufenen Bestzeiten ergibt sich nach dieser Betrachtung, dass der Halbmarathon weiterhin die Distanz ist, über die ich die besten Resultate erziele, auch wenn es 2019 nicht zu einer neuen Bestzeit reichte. Und auch trotz der deutlichen Verbesserung im Marathon, bleibt es diese Distanz, bei der ich die größten Schwächen habe. Aber vielleicht lässt sich 2020 daran etwas ändern…

Der Lauf im Überblick

Distanz5,8 km
Zeit22:33 Std. / 3:53 min/km
Platzierung46. von 1702 Teilnehmern
AK-Platzierung2. von 94
StreckeEs geht traditionell um den Maschsee, der Untergrund besteht aus Asphalt oder festem Schotter.
Durch die vielen Teilnehmer kann es auf der Strecke ganz schön eng werden.
BesonderheitenDie besten Kostüme erhalten einen Preis.

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